Herbert Ganter (Düsseldorf-Benrath 1917–2008 Bad Pyrmont) war Medizinstudent in Köln, als er 1942 den deutlich älteren Künstler Ewald Mataré kennenlernte. Herbert Ganter, in seinem Benrather Elternhaus in unmittelbarer Nähe zur Düsseldorfer Kunstszene aufgewachsen, besaß ein ausgeprägtes Interesse an bildender Kunst. Er wurde vom renommierten Düsseldorfer Galeristen Alex Vömel auf die Kunstwerke Ewald Matarés aufmerksam gemacht.
Vom ersten Augenblick an sprachen den jungen Mann die Werke des Bildhauers und Graphikers an und er entwickelte sich zu einem treuen und lebenslangen Sammler seiner Arbeiten. Mehr noch, er wurde zu einem persönlichen Freund Matarés, der mit ihm viele Gespräche führte und gemeinsame Erinnerungen teilte, die der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. schließlich Jahrzehnte später, 1996, in dem Büchlein „Herbert Ganter: Begegnungen mit Ewald Mataré“ veröffentlichte.
Als Mataré zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland als „entartet“ galt, lebte er zurückgezogen und entbehrungsreich in seinem Haus in Meerbusch-Büderich. Der blutjunge Ganter, der während seines vorklinischen Studiums in Köln oft sein Elternhaus in Benrath besuchte und dabei gerne die Galerie Vömel an der Königsallee in Düsseldorf frequentierte, wurde von dessen Sekretärin „Fräulein Weyer“ auf die Werke von Ewald Mataré aufmerksam gemacht.
„Der sei aus seiner Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf entlassen wurden, weil man seine Arbeiten als entartet eingestuft habe; alle Werke, die in öffentlichen Sammlungen waren, habe man entfernt. Nun wohne er in Büderich, dürfe weder lehren noch ausstellen, und lebe schlecht und recht von meist kleineren kirchlichen und privaten Aufträgen“, ist es den Erinnerungen Ganters in „Begegnungen mit Ewald Mataré“ zu entnehmen (S. 18). Und: „Rufen Sie ihn doch einfach an“ (S. 20).
Gesagt, getan. Bei dieser Gelegenheit schoss Ganter mit einem Photoapparat Porträts von Mataré, die ihn grüblerisch und in sich versunken zeigen und so psychologisch mehr über seinen damaligen Gemütszustand aussagen, als beiden Männern zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bewusst war.
Es blieb nicht der letzte Besuch, und Ganter entwickelte sich in den 1940er und 1950er Jahren zu einem leidenschaftlichen Sammler seiner Arbeiten, bei denen es sich vorwiegend um Aquarelle und Holzschnitte, aber auch um vereinzelte Skulpturen oder kunstgewerbliche Objekte handelte. Als Herbert Ganter nach seinem Medizinstudium eine Tätigkeit an einem Düsseldorfer Krankenhaus begann, machte es ihm die räumliche Nähe möglich, weiterhin Kontakt zu Mataré zu pflegen.
Ganter erwarb seine komplette Sammlung direkt vom Künstler persönlich, im engen Austausch mit seinen privaten Ansichten und Vorlieben. Abbezahlt wurden die Arbeiten nach und nach, mal auf einmal, mal in Raten. Zuweilen schenkte ihm Mataré auch Werke. Mataré verriet ihm gegenüber seinen Umgang zum Geld: „Ach, wissen Sie, zum Geld habe ich überhaupt kein Verhältnis. Es interessiert mich einfach nicht. Mich ärgert bloß, wenn keins da ist.“ („Begegnungen mit Ewald Mataré“, S. 34)
Erst in den 1950er Jahren nahm der Kontakt zwischen den beiden Männern allmählich ab, weil beide geschäftstätig waren, Mataré wie Ganter. Eine Zuneigung blieb jedoch lebenslang bestehen, auch, als Mataré 1965 starb. Kontakt zur Tochter des Künstlers, Sonja Mataré, führte Ganter weiterhin.
Als sich in den 1990er Jahren die Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung in Kleve abzeichnete, das einen besonderen Fokus auf die Arbeiten von Mataré legen würde, übergab Herbert Ganter seine komplette Sammlung an beinahe vierzig Arbeiten von Mataré dem Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. Darunter befinden sich besonders ikonische Stücke wie „Nordsee“ (1920–1925), „Offenes Fenster (Büderich)“ (1945) oder „Kuh am Meer“ (um 1946).
Auf der Sammlungswebsite des Museum Kurhaus Kleve unter www.sammlung.mkk.art sind sie unter dem Suchbegriff „Schenkung Dr. Herbert Ganter“ zu finden. Sie bereichern die Ewald Mataré-Sammlung eminent, auch durch die persönlichen Anekdoten zu den vielen Werken, die Interessierten nicht nur Auskunft über die Kunst, sondern auch den Menschen Mataré geben.