Im Museum Kurhaus Kleve befindet sich eine umfangreiche Sammlung von ca. dreitausend Keramiken aus der Zeit vom Jugendstil über das Bauhaus bis zu den 1930er Jahren, die von einem Privatsammler dem Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. geschenkt wurde: Werner Steinecke.
Dieses eindrucksvolle Konvolut an Gebrauchskeramik (Suchbegriff: „Sammlung Werner Steinecke“ auf der Sammlungswebsite unter www.sammlung.mkk.art) spiegelt die Veränderungen in den gesellschaftlichen Verhältnissen und dem daraus resultierenden ästhetischem Empfinden wider. Der Historismus der Kaiserzeit hatte die Funktionalität der Dinge hinter dem pompösem Zitat aus der Kunstgeschichte verschwinden lassen. Der gesamteuropäischen Bewegung gegen die erstarrte Formenwelt schlossen sich in Deutschland viele Künstler*innen an, die sich quasi als Universalist*innen verstanden und außer in den engen Bereichen von Malerei und Bildhauerkunst in der Architektur, im Möbelbau, im Entwurf von Keramik und Porzellan, Tapeten, Gebrauchsgraphik neue Ausdrucksmöglichkeiten suchten.
Inspirationen in der Keramik wurden sowohl in fast vergessenen traditionellen handwerklichen Fähigkeiten (z.B. der Gießbüchsentechnik / Schlickermalerei) als auch bei Vorbildern im außereuropäischen Bereich (China; Japan) gesucht.
In der im Museum Kurhaus Kleve vorhandenen Sammlung Werner Steinecke ist der Bruch mit dem Bisherigen unmittelbar nachzuvollziehen wie auch die neuen Anstöße und Entwicklungen (z.B. durch die Bauhausideen) oder neue Techniken (Spritzdekor durch den Aerographen).
Beim Zusammentragen wurde auf eine breit angelegte Beispielsammlung Wert gelegt. Neben den großen Namen sind auch viele kleine Firmen und Werkstätten vorhanden, die dokumentieren, wie umfassend die Veränderungen waren. Und in vielen Fällen lassen sich Entwicklungslinien aus der Zeit von vor über 100 Jahren bis heute ziehen.
Bei der Betrachtung der Einzelstücke wird deutlich, wie sinnlos die bis heute noch oft gezogene Trennlinie zwischen bildender und angewandter Kunst ist.