Die hochkarätige, nahezu enzyklopädische Sammlung Wörner ist 2015 als Vermächtnis an den Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. gegangen. Sie stellt einen Querschnitt europäischer Kunstgeschichte dar, ergänzt um einzelne außereuropäische Bereiche.
Die Sammlung Wörner umfasst ca. 5.000 Werke: Gemälde, Graphiken, Skulpturen und Kunstgewerbe des überwiegend intimen häuslichen Formats. Sie umfasst u.a. mittelalterliche Miniaturen und Inkunabeln, asiatische Holzschnitte und Tuschezeichnungen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, Altmeisterzeichnungen mit einem Schwerpunkt auf dem Barock und Rokoko, Gartenstiche und Rheinansichten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ebenso wie Vogel- und Pflanzenstiche, Kleinbronzen und Gläser des Jugendstils, Druckgraphik des 20. Jahrhunderts, abstrakte und informelle Gemälde und Arbeiten auf Papier aus den 1950er und 60er Jahren (u.a. Heinz Mack, Hann Trier, Otto Piene, Günther Uecker, Bernhard Schultze, Arnulf Rainer) sowie Kleinplastiken des 20. Jahrhunderts (u.a. Emil Nolde, Käthe Kollwitz, Renee Sintenis, Gerhard Marcks, Ewald Mataré).
Die Sammlung Wörner beeindruckt einerseits durch ihre Vielfalt, andererseits durch ihre mit großer Akribie zusammengestellten Einzelbereiche. So befindet sich in der Sammlung Wörner eine einzigartige Kollektion an Gartenstichen, die alle Gattungen – von den spätmittelalterlichen Klostergärten über die Gärten der Renaissance und des Barock bis hin zu den historischen Parks des ausgehenden 19. Jahrhunderts – umfasst. Ebenso besitzt die Sammlung Wörner eine bedeutende Kollektion an Altmeisterzeichnungen des Barock und des Rokoko, die von Entwürfen für Kirchen- und Klosterfresken bis hin zu eigenständigen Blättern reichen. Sie umfasst sowohl die schnelle Skizze, als auch die Reinzeichnung oder die goldgehöhte Miniatur und gibt ein eindrucksvolles Zeugnis des Lebens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert – vom gottgefälligen Glauben bis zur Liebe für die Antike – wieder. Desgleichen beinhaltet die Sammlung Wörner ein bedeutendes Konvolut von Arbeiten auf Papier der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Dieser Schatz und kostbare Fundus von hoher kunsthistorischer Relevanz zeugt vom fachkundigen Gespür der beiden Sammler*innen, Rose und Gustav Wörner, und ist bildhaft gewordener Ausdruck einer Liebe und Hingabe zur Kunst. Gustav Wörner (1932–1997) war in diesem sich glücklich ergänzenden Duo der begeisterte Motor, der sich spontan in Werke verlieben konnte und den Drang, diese zu besitzen, direkt umsetzte.
Rose Wörner (1927–2015) war die reflektierende Persönlichkeit, die im Nachgang mit großer Sorgfalt und Liebe jedes Blatt der Sammlung beschriftete, passepartourierte und thematisch in Mappen einsortierte. Beide lebten mit der Kunst, öffneten für interessierte Besucher*innen die Mappen und Schränke voller Schätze, betrachteten sie gemeinsam, sogen sie in sich auf, um dadurch eine geistige Stimulation zu erfahren.
Rose und Gustav Wörner haben die Liebe zur Kunst über ihren Beruf als Garten- und Landschaftsarchitekten gefunden. Die Eheleute gelten als Pioniere der Gartendenkmalpflege in Deutschland. Zusammen über dreißig Jahre in einem Büro tätig, restaurierten sie gemeinsam zahlreiche Schloss- und Parkanlagen im gesamten Bundesgebiet (u.a. Berliner Tiergarten, Schloss Benrath, Schloss Brühl, Schloss Moyland). Ihr Leben widmeten sie der intensiven Erforschung, Erhaltung und Pflege des Gartenkulturellen Erbes Deutschlands.
Den Kontakt zum Klever Museum fanden sie über ihren Beruf. Seit der Mitte der 1970er Jahre waren sie mit der Restaurierung und Wiederherstellung der fast unkenntlich gewordenen Klever Gärten beauftragt, parallel zu dieser Tätigkeit entwickelte sich zwischen den Sammler*innen und dem Leiter des Klever Museums, Guido de Werd, eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit, die Zeit ihres Lebens währte. Rose und Gustav Wörner verfolgten die Ausstellungen mit großer Freude und Aufmerksamkeit, mit denen sie viele Gemeinsamkeiten mit ihrer eigenen Sammlung erkannten.
Kinderlos geblieben, äußerten sie bereits Ende der 1980er Jahre die Absicht, nach dem Tod ihre Sammlung dem Klever Museum zu stiften. Gustav Wörner starb im Februar 1997, unerwartet, wenige Monate vor der Eröffnung des von ihm ersehnten neuen Städtischen Museums, des Museum Kurhaus Kleve. Im Dezember 2012 verwirklichte Rose Wörner das gemeinsame Vorhaben der Eheleute und vermachte ihre Sammlung dem Freundeskreis der Klever Museen. Mit ihrem Tod am 9. März 2015 wurde die Schenkung an das Museum Kurhaus Kleve und das Museum B.C. Koekkoek-Haus vollzogen.
In den letzten fünfundzwanzig Jahren haben das Museum Kurhaus Kleve als auch das Museum B.C. Koekkoek-Haus (vor 1997: Städtisches Museum Haus Koekkoek) einzelnen Bereichen der Sammlung Wörner bereits Ausstellungen mit begleitenden Publikationen gewidmet:
„Farbräume und Bildstrukturen. Arbeiten auf Papier deutscher Künstler von 1950 bis heute“ (Städtisches Museum Haus Koekkoek, 1995)
„Miniaturen und Inkunabeln“ (Museum Kurhaus Kleve, 1998)
„Kleinplastik des 20. Jahrhunderts“ (Museum Kurhaus Kleve, 1998)
„Gartenlust. Europäische Gartenkunst in alten Ansichten 1600–1900“ (B.C. Koekkoek-Haus, 2004)
„Rotes Quadrat und schwarze Rakete. Druckgraphik aus einer Privatsammlung“ (Museum Kurhaus Kleve, 2011).
Der Facettenreichtum der Sammlung Wörner wurde im Auswahl- und Bestandskatalog des Museum Kurhaus Kleve, „Mein Rasierspiegel. Von Holthuys bis Beuys“ (Museum Kurhaus Kleve 2012) angedeutet.
Aus Anlass einer der letzten Ausstellungen, „Von Haltung und Leidenschaft: Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte – Die Sammlung Wörner“ (Museum Kurhaus Kleve als auch B.C. Koekkoek-Haus, 2016), ist eine gleichnamige Publikation erschienen, die die enzyklopädische Breite der Sammlung Wörner beschreibt.
Auf der Sammlungswebsite des Museum Kurhaus Kleve unter www.sammlung.mkk.art sind bereits zahlreiche Beispiele der Sammlung Wörner veröffentlicht (siehe ->hier), aufgrund der Breite und des kunsthistorischen Anspruchs der Sammlung Wörner wird eine Gesamtveröffentlichung noch entsprechende Zeit in Anspruch nehmen müssen.
Gustav Wörner (links) und Dieter Hennebo im Skulpturenlager des Schlossparks Nordkirchen, 1985
Rose Wörner, 1950er Jahre
Gustav und Rose Wörner beim Wandern, 1960er Jahre
Gustav Wörner (links außen) und Rose Wörner bei einer Preisverleihung 1996 in Berlin
Rose Wörner (links außen, mit Blumenstrauß) beim Festakt aus Anlass ihres 80. Geburtstags im Museum Kurhaus Kleve, 2007, neben ihr Museumsdirektor Guido de Werd und Freundeskreis-Vorsitzende Ulrike Sack
Gustav Wörner (links) und Dieter Hennebo im Skulpturenlager des Schlossparks Nordkirchen, 1985
Rose Wörner, 1950er Jahre
Gustav und Rose Wörner beim Wandern, 1960er Jahre
Gustav Wörner (links außen) und Rose Wörner bei einer Preisverleihung 1996 in Berlin
Rose Wörner (links außen, mit Blumenstrauß) beim Festakt aus Anlass ihres 80. Geburtstags im Museum Kurhaus Kleve, 2007, neben ihr Museumsdirektor Guido de Werd und Freundeskreis-Vorsitzende Ulrike Sack