Kunst & Kopie: Fachvortrag, Vorstellung der Digitalisierung von Kulturerbe und Filmvorführung
11.04.2024
Am Donnerstag, dem 11. April 2024, ab 19.30 Uhr findet als Rahmenprogramm zur neuen Ausstellung „Schönheit & Verzückung. Jan Baegert und die Malerei des Mittelalters“ die Veranstaltung „Kunst und Kopie“ statt. Dabei geht es um das komplexe Thema der Digitalisate in dieser Ausstellung, die nicht nur erklärt, sondern auch wissenschaftlich, praktisch und künstlerisch beleuchtet und durch die anwesenden Fachleute inhaltlich eingeordnet werden.
Eingangs findet ein ca. halbstündiger Fachvortrag durch die Kunsthistorikerin Dr. Martina Dlugaiczyk aus Münster statt, die dem Publikum einen wissenschaftlichen Rück- und Ausblick auf die Themen Original, Replik und Digitalisat geben und diese kunsthistorisch bewerten wird. Im Anschluss findet eine Vorstellung der Arbeit der auf die Digitalisierung von Kulturerbe spezialisierten Firma Julius Fröbus GmbH. aus Köln statt. Der Projektleiter für Kleve, Ralf Meyer, und der 3D-Künstler Wolfram Jopp werden ihre Arbeit für diese Ausstellung vorstellen und erklären.
Zum Schluss findet eine Vorführung des begleitenden Kunstfilms zur Ausstellung statt, den der chinesische Filmemacher Shuchang Xie für das Museum Kurhaus Kleve produziert hat (Dauer: ca. 20 Minuten). Shuchang Xie wurde 1988 in Chongqing, China geboren, wo er von 2005 bis 2009 chinesische Literatur studierte. Von 2011 bis 2016 studierte er Bildende Kunst und Film an der Hochschule der bildenden Künste in Hamburg, bei den Professor*innen Michaela Melián und Wim Wenders. Anschließend schloss er sein Masterstudium bei Professorin Angela Schanelec ab. Seit 2014 arbeitet er als Filmemacher in China und Deutschland. 2016 stellte er seinen ersten Film „per song“ fertig, 2019 seinen zweiten Film „his land“, der auf dem FIRST International Film Festival Xining uraufgeführt und dort drei Nominierungen erhalten hat. Shuchang Xie hat den Prozess der hochauflösenden Reproduktion durch die Julius Fröbus GmbH., den Scan an den Originalstandorten, den Druck auf Holz, die aufwändige Nachbearbeitung und die Museumstechniker beim Aufbau in Kleve filmisch begleitet.
Zum Abschluss findet eine kurze Gesprächsrunde unter der Leitung der Kuratorin der Ausstellung, Valentina Vlašić statt. Besucher*innen sind dezidiert eingeladen, Fragen zu stellen und in einen Austausch mit den anwesenden Fachleuten zu treten. Der Ausklang des Abends findet im Café Moritz auf der Dachterrasse des Museum Kurhaus Kleve statt, wo es ebenfalls Möglichkeiten zum persönlichen Austausch und zu Gesprächen geben wird. Der Eintritt zur Veranstaltung beträgt 5,- €, ermäßigt und für Mitglieder des Freundeskreises 3,- €.
Ausstellung
Jan Baegert (um 1465–nach 1535), ein Zeitgenosse Cranachs und Dürers, gehörte zu den bedeutendsten Malerpersönlichkeiten der niederrheinischen Kunstlandschaft um 1500. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit schuf er ein beeindruckendes künstlerisches Œuvre, das ihn als hochbegabten Maler mit geradezu psychologischer Einfühlungskraft auszeichnet und mit dem er seinem berühmteren Vater Derick (um 1440–nach 1509/um 1515) in nichts nachsteht. Dass Jan’s Name heute weniger bekannt ist als der seines Vaters, ist der ungeheuren Tatsache geschuldet, dass seine Werke im 19. Jahrhundert auseinandergesägt wurden – um mit den Fragmenten auf dem Kunstmarkt mehr Geld zu erzielen.
Die Ausstellung „Schönheit & Verzückung“ (zwei Hauptmerkmale, die diese altdeutsche Tafelmalerei trefflich charakterisieren) führt erstmals mehrere Fragmente wieder zusammen und stellt das Werk des Sohnes in den direkten Vergleich mit dem des Vaters.
Zudem birgt sie die eine oder andere Überraschung: Zu sehen sein werden nicht nur zehn exquisite Tafelbilder des Jan Baegert und viele Werke des 15., 16. und 17. Jh. vom Niederrhein aus der eigenen Sammlung, sondern auch ca. 20 Originale aus weiteren Museen in Deutschland und den Niederlanden sowie ca. 20 Digitalisate von Werken weiterer Museen in Europa und Amerika. Auf diese Weise wird sogar der monumentale, acht Meter breite Hochaltar des Derick Baegert aus der Propsteikirche in Dortmund in der Ausstellung zu sehen sein – der den Proportionen der Altäre des Sohnes entspricht, die zerstört wurden.
Auf der Veranstaltung werden Bild- und Tonaufnahmen gemacht, die ggf. zum Zwecke der Berichterstattung (einschließlich der sozialen Netzwerke) veröffentlicht werden. Durch Ihre Teilnahme an der Veranstaltung erklären Sie sich mit der Veröffentlichung einverstanden.
Jan Baegert, Heiliger Hubertus, um 1490-1500, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
Derick Baegert, Die Eidesleistung, 1493-94, Städtisches Museum Wesel