Haim Steinbach every single day
22.09.2018–27.01.2019
Mit einer umfassenden Einzelausstellung von
Haim Steinbach (*1944 in Rehovot, Israel) präsentiert das Museum Kurhaus Kleve
einen der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Steinbach prägt die
Kontextbefragung von Objekten entscheidend, indem er anders als seine
Malerkollegen von Beginn an mit Objekten und ihrer Zurschaustellung arbeitete.
Fälschlicherweise aufgrund seiner Verwendung von Konsumgütern als Anhänger von
„Consumer Culture“ bezeichnet, drehen sich seine Arbeiten weniger um den Status
als Ware als vielmehr um die Selektion und das Arrangement von Alltagsobjekten
sowie den damit verbundenen Eigenschaften. Die Einzelausstellung von Haim
Steinbach im Museum Kurhaus Kleve entsteht in Kooperation mit dem Museion in
Bozen.
Während in den
letzten fünf Jahren wichtige Häuser wie die Serpentine Gallery in London oder
die Kunsthalle Zürich Haim Steinbach zeigten, fand die letzte große
Einzelausstellung in Deutschland vor 18 Jahren statt. Die Ausstellung im Museum
Kurhaus Kleve möchte deshalb die dringend notwendige Aktualisierung der
Rezeption von Steinbachs Werk vornehmen und einen entscheidenden Beitrag zur
Präsentation der amerikanischen Skulpturendebatte liefern. Inhaltlich konzentriert sich die Schau auf die Idee von
Farbe und ihrer Beziehung zum umliegenden Raum (Farbe im Objekt, als Objekt und
im Raum). Seit den frühen 1970er Jahren interessiert sich Steinbach für den
Zusammenhang zwischen Farbe und den Bewegungen des Color Field Painting und des
Minimalismus. Im Fokus seiner Recherchen steht eine zeitgenössische
Auseinandersetzung mit den Instrumenten der Moderne, insbesondere Farbe, Form
und Raster, die als erstes systematisch durch den niederländischen Künstler
Piet Mondrian untersucht wurden. Steinbach transformiert diese Elemente in eine
mobile Konstruktion, welche durch die Bewegung des Betrachters in Gang gesetzt
wird und die Mittel der Ausstellungspräsentation genauso befragt wie den
Standpunkt des Betrachters. Verwendet wird standardisiertes Baumaterial wie
Aluminiumgerüste, die normalerweise für Einbauwände in Museen verwendet werden,
sowie zugeschnittene und eingefärbte Gipskartonplatten, die im Verbund mit den
Gerüsten als prekäre Malereien bzw. Objekte fungieren. Die Transparenz der
installierten Rasterwände erlaubt es verschiedene Elemente in Beziehung zu
setzen und sie je nach Position und Perspektive einzeln oder in Kombination zu
betrachten. Nicht zuletzt stellen die gefärbten Kartons sich ständig
verändernde Entitäten dar, die sich auf die Geschichte der abstrakten Malerei
genauso wie auf Musik- und Filmgeschichte beziehen. Farbe ist wie das Objekt
bei Steinbach kontinuierlich der Veränderung unterworfen, diverse Referenzen
sind simultan präsent: „My concept of color, linguistics, the object is
in continued state of challenges. It’s interesting how slippery language,
imagination, perception and communication are. Which blue is the blue? Yves
Klein Blue, The Blues, blue skies?” Mit
den Werktiteln wird ein filmisches Element angeregt, die Arbeiten heißen
„yellow submarine“, „blue velvet“, oder „fried green tomatoes“. Die
Einzigartigkeit der Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve besteht darin, dass ein
Spiel mit den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs Konstruktion in Gang gesetzt
wird (virtuell, industriell, skulptural, sprachlich), das sowohl Einzelwerke
als auch die Gesamtinstallation miteinbezieht.
Die Ausstellung wird durch ältere Arbeiten des Künstlers sowie Werke aus
der Sammlung des Museums ergänzt. Es
erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Isabelle Graw, Giorgio
Agamben, den Direktoren und Kuratoren. Das Projekt findet in enger Zusammenarbeit mit Haim Steinbach statt.